Unternehmen sind konstitutiv für die Gesellschaft
Unternehmen und Netzwerke von Unternehmen formen die Gesellschaft maßgeblich durch wirtschaftliche und soziale Aktivitäten. Unternehmen sind selbstständige, gesellschaftliche Teilsysteme, die jeweils einem gemeinsamen Unternehmenszweck oder Unternehmensziel unterliegen.
Unternehmenszwecke bestehen in der Produktion von materiellen Gütern oder immateriellen Gütern (Dienstleistungen) für die Mitglieder der Gesellschaft. Unternehmensziele sind bislang vor allem auf die Erzielung finanzieller Ergebnisse („gewinnorientierte oder Wirtschafts-Unternehmen“) oder auf die Erzielung nicht-finanzieller Ergebnisse („nicht-gewinnorientierte oder gemeinnützige Unternehmen“) ausgerichtet.
Unternehmen sind geprägt durch ihre Struktur (Aufbauorganisation) sowie durch ihre Arbeits- und Kommunikationsprozesse (Ablauforganisation). Neben den formellen Strukturen gibt es auch informelle Organisationsstrukturen, die das menschliche Verhalten in den Unternehmen unterschwellig mitsteuern.
Vom Ressourcenverbrauch über Emissionen und Abfall zur Umweltschädigung
Das Wohlstandsmodell der industriellen Gesellschaft beruht seit Beginn der Industrialisierung auf der massiven Entnahme fossiler Energieträger aus dem Umweltraum als Treibmittel für alle Produktionsprozesse sowie weiterer abiotischer und biotischer Rohstoffe. Dies beruht auf einer sozio-ökonomischen Kultur, die stetiges Wirtschaftswachstum zum Leitbild hat. Dies führt zu einer dauernden Zunahme von entnommenem und verarbeitetem Material, von Energie, Flächenbedarf, Abfall, Transport, Verpackung und gefährlichen Stoffen über den gesamten Lebenszyklus produzierter Güter vom Rohstoffabbau bis zum Recycling.
Alle verbrauchten Rohstoffe zusammengezählt, stellen ein Maß für die Belastung der Umwelt dar. Denn alle Materialentnahmen und -abgaben verursachen Veränderungen in den natürlichen Stoffflüssen und Kreisläufen. Jeder Material-Input wird früher oder später wieder zu einem Output, also zu Emissionen oder Abfall.
Der Umweltraum, d.h. die Erde, stellt die Wirtschaftsgrundlage dar durch („kostenlose“) Entnahme von biotischen und abiotischen Rohstoffen sowie durch die „folgenlose“ Entsorgung von produktions- und konsumbegleitenden Abfallstoffen. Dabei geht man darüber hinaus davon aus, dass der Umweltraum unerschöpflich „kostenlose“ Ökosystemleistungen für die Menschen bereitstellt.
So neu der Begriff "Umweltschutz" ist, so alt ist das Problem. Die Menschheit hat immer ihre Umwelt beeinflusst. Deutlich bemerkbar machte sich der Einfluss des Menschen auf die Umwelt bereits mit Beginn der neolithischen Revolution. Mit der Industriellen Revolution begann die Umwelt-Verschmutzung im großen Stil.
Themen des nachsorgenden „end-of-pipe“-Umweltschutzes sind seither zunehmend dringlich: Luftverschmutzung – Lärmschutz – Bodenschutz – Gewässerschutz - Strahlenschutz -Gesundheitsschutz – bis heute.
Eskalation der Umweltprobleme
Klimawandel – Insekten- und Artensterben – Mikroplastik - Bioakkumulation persistenter Stoffe
Das Vorsorgeprinzip ist eines der Hauptprinzipien des deutschen/europäischen Umweltrechts.
Beispiel Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG): Schädliche Umwelteinwirkungen durch Emissionen in Luft, Wasser und Boden unter Einbeziehung der Abfallwirtschaft sollen vermieden und vermindert werden durch Auflagen und Anordnungen für den das Produkt und die Produktions-Prozessketten begleitenden „Output“ der Produktion.
Die Vorsorgepflicht ist technologiebezogen auf den jeweiligen den Stand der Technik, womit eine ständige „nachträgliche Reparatur“ der schädlichen Umwelteinwirkungen durch Anpassung der Auflagen und Anordnungen ermöglicht wird.
Das BImSchG bezieht sich ausschließlich auf einzelne Produktionsanlagen und betrachtet nicht das gesamte Produktionssystem und auch nicht die vorherrschende „Produktionskultur“.
Dieses implizierte Vorsorgeprinzip vermeidet oder begrenzt die Emissionen zwar im Einzelfall, hat aber Plastik in den Ozeanen, das Artensterben (Insektensterben), den Klimawandel und Mikroplastik in den Nahrungsketten nicht verhindert!
Eine neue Sichtweise gilt es zu erschließen mit dem Begriff der Produktverantwortung und dem Verständnis des Vorsorgeprinzips als Produktions-Verantwortung. Neben dem Output der Produktion muss auch der „Input“ in die Produktions-Prozessketten betrachtet und das gesamte Produktionssystem einem kulturellen Wandel unterzogen werden.
Seit einiger Zeit befinden wir uns in der Digitalen Revolution. Wird die digitalisierte Produktion zu einer umweltfreundlichen Produktion oder noch schneller zur Umwelt- und Klimakatastrophe führen?
Der Begriff der Produktverantwortung eröffnet möglicherweise eine neue Sichtweise auf den systemischen Charakter der industriell verursachten Umweltprobleme und könnte einen weiteren, hoffentlich wirksamen, „Hebel“ in unsere Hände legen, die Entwicklung zu einer wirklich nachhaltigen industriellen Produktionsweise voran zu bringen.
Wirtschaftswachstum im herkömmlichen Sinn, das auf einer stetigen Steigerung der Produktion und des Konsums durch Bedarfsweckung beruht, eine ständige primäre Ressourcenentnahme und einen abfallorientiertem „Verbrauch“ hervorrufend, ist nicht ohne Schädigung unserer Existenzgrundlagen in die Zukunft extrapolierbar.
Wachstum muss demgegenüber im Bereich „Entkopplung von Wirtschaft und Umweltschädigung“ stattfinden durch radikales Schließen von Rohstoffkreisläufen und durch die Überwindung des Leitbilds „Bedürfnisweckung durch technische Machbarkeit“ hin zur ökologisch verantwortbaren Machbarkeit und einem ökologisch verantwortbaren Konsum.
Die Wirtschaft muss wieder an der Bedarfsdeckung orientiert werden, wie sie bis vor wenigen Jahrzehnten vorherrschte. Im Gegensatz dazu befinden wir uns seit geraumer Zeit in einer Phase der Bedarfsweckung, die darin besteht, dass über einmal gedeckte Bedarfe hinaus immer neue Bedarfe generiert werden müssen, um das lineare Wirtschaftsmodell am Laufen zu halten.
Die Transformation von der Effizienz zur Konsistenz, von der linearen Wirtschaft zur Kreislaufwirtschaft, ist ein Findungsprozess hinsichtlich des „rechten Maßes“ zwischen dem technisch Machbaren und den mit Natur und Umwelt verträglichen und verantwortbaren Materialauswahl, geleitet von einem Prinzip der Ressourcen- und Produktionssuffizienz als Bedingung des Übergangs von der Effizienz zur Konsistenz.
Die menschliche Gesellschaft ist eine Produktionsgesellschaft
Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte der Produktion. Sie entsteht mit der Produktion der eigenen Lebens-mittel und mit der planvollen Herstellung von Werkzeugen und beginnt mit dem allerersten Vertreter des Genus Homo: Homo habilis. Die Bezeichnung „Homo habilis“ steht für „geschickter Mensch“ im Sinne von Werkzeugmacher oder Hand-werker.
Gegen Ende der Steinzeit gingen die Menschen dazu über, sesshaft zu werden, was auch mit einem Übergang vom Jagen und Sammeln hin zur handwerklich-landwirtschaftlichen Produktion (Ackerbau und Viehzucht) verbunden war. Dieser Übergang wird als neolithische Revolution bezeichnet und kommt in seiner Bedeu-tung der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert gleich. Dazwischen nahm die Arbeitsteiligkeit der Produktion und die Entwicklung handwerklicher Fertigkeiten vom Altertum bis zum Mittelalter stetig zu.
Bereits in dieser vorindustriellen Zeit erreichte die Produktionstechnik ein hohes Niveau.
Die industrielle Revolution ergab sich mit den Erfindungen zum Ersatz der Muskel-kraft durch Maschinen unter Nutzung fossiler Energien (Dampfmaschine, Ver-brennungs- und Elektromotor). Aufgrund dessen leben wir heute in einem noch nie da gewesenen Wohlstand. Keine Gene-ration vor uns hatte so viele materielle Güter wie wir. Und das ist vor allem der Produktion bzw. dem entwickelten welt-weiten industriellen Produktionssystem zu verdanken, durch die Güter immer schneller, besser und vor allem billiger produziert werden.
Begleitet wurde diese Entwicklung von Anfang an durch sichtbare Umweltschäden wie abgeholzte Wälder und verkarstete Landschaften. Eine rasante Zunahme der Umweltschäden ergab sich infolge einer immer intensiveren Landnutzung und eines auf fossilen Energieträgern basierenden exponentiellen Wirtschaftswachstums, was letztlich zum vom Menschen gemachten Artensterben und Klimawandel geführt hat.
Das globale industrielle Produktionssystem durchdringt mittlerweile alle Lebens-bereiche unabhängig von Ethnien, Religionen, Nationalstaaten, auf allen Kontinenten bis in den letzten besiedelten Winkel unserer Erde. Die unterschiedlichen Kulturen gleichen sich infolge dieser „Industriekultur“ als gemeinsamer Basis immer mehr an trotz der teilweise spekta-kulären politisch und ideologisch oder religiös motivierten Abwehrversuche.
Seit einiger Zeit befinden wir uns in der Digitalen Revolution, die sich aus den Erfindungen zum Ersatz geistiger, mensch-licher Leistungen durch informations-verarbeitende Maschinen ergibt und sich mit der Entwicklung maschineller (künst-licher) Intelligenz dynamisch weiter-entwickelt.
Wird diese Entwicklung zu einer humanen und umwelt-freundlichen Produktion führen oder wird die digitalisierte Produktion noch schneller zur Umwelt- und Klimakata-strophe führen?
Effizienz - Konsistenz - Suffizienz
Bis vor wenigen Jahren und auch heute noch beruhte bzw. beruht unser materieller Wohlstand auf einem Modell der linearen Wirtschaftsweise „Take – Make – Waste“, die aber zunehmend infolge ihres stetig steigenden Ressourcenverbrauchs (Take) und eines ungebremsten Wirtschafts-wachstums (Make) zu immer größeren Umweltbelastungen und Umweltschädi-gungen durch Emissionen und Abfälle (Waste) führt.
Der Wunsch, „dass eine Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Rohstoffver-brauch möglich ist“, ist aber offensichtlich nicht zu realisieren. Alle Anstrengungen in der linearen Wirtschaft, die Belastungs- und Schädigungswirkungen der industri-ellen Produktion durch eine kontinuierliche Erhöhung der Ressourceneffizienz unter die planetare Tragfähigkeit zu drücken, sind bislang durchweg erfolglos geblieben.
Ziel muss sein, dass im Rahmen einer „radikalen“ Kreislaufwirtschaft überhaupt keine Emissionen und Abfälle in die Umwelt gelangen, sodass die Produktion die Umwelt nicht belastet (Konsistenz).
Dies wird aber nicht ohne konkrete Anforderungen an die Konstruktion, an die Materialauswahl und an eine langfristige Nutzungsdauer der Produkte gehen (Suffizienz).